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Hochwasser 2002:

Am 13.08.2002 wurden wir um 4:3o Uhr zum Hochwasser der Gottleuba nach Pirna gerufen. Stadt Wehlen musste sich bei der Einsatzstelle auf dem Kauflandparkplatz melden. Wir wurden dann zur Evakuierung der Bürger aus den betroffenen Häusern mit unserem Schlauchboot, in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Liebethal eingesetzt.
Die Kameraden aus Pötzscha mit Unterstützung der Kameraden von Stadt Wehlen mussten sich bei der Einsatzleitung auf dem Sonnenstein melden. Dort blieben sie in Bereitschaft. Gegen 13:oo Uhr konnten die Kameraden zu ihrem Standort zurückkehren und begannen mit den Vorbereitungsarbeiten gegen das Elbehochwasser.
Stadt Wehlen rückte gegen 17:3o Uhr von Pirna kommend ein und begann ebenfalls mit den Vorbereitungsarbeiten, die Errichtung von Hochwasserwegen.
Die Leitstelle wurde in unserem Schulungsraum eingerichtet und Tag und Nacht besetzt.
In den frühen Morgenstunden des 14.08. sind bereits die ersten Bürger evakuiert worden. Der Bürger Eckhard stellte der Feuerwehr ein Schlauchboot mit Motor zur Verfügung, ebenfalls die Bürger Mike Hofmann, der mittlerweile unser Feuerwehrkamerad geworden ist, sowie Ronny Roll und Herr Pfeiler halfen mit ihren Booten und unterstützten die Feuerwehr bei der Evakuierung Wehlener Bürger.
Am 15.08., nachdem unser Bürgermeister alle erreichbaren Bürger über den Höchststand informiert hatte, kam Stunden später die Meldung, dass zu diesem Stand noch zusätzlich 2-3 m kommen. Das war für alle ein großer Schock, es war kaum vorstellbar. Wir verlegten darauf hin unsere Leitstelle vom Schulungsraum in die Grundschule. In der Grundschule wurden Notquartiere eingerichtet. Die gesamte Versorgung wurde dort mit vielen Helfern abgewickelt und es war gleichzeitig die zentrale Ansprechstelle für alle Bürger. Etwa 70 % der Wehlner Bürger hatten infolge des Hochwassers kein Gas, Strom, Telefon.
Auf der Pötzscher Seite wurde die Leitstelle im dortigen Feuerwehrgerätehaus eingerichtet. Die Verbindung zwischen den zwei Leitstellen wurde mittels Funk aufrechterhalten. In den Leitstellen lagen die Nerven öfters blank, es musste vieles organisiert werden und auf der Stadt Wehlner Seite standen nur zwei Handys zur Verfügung.
Am 15.08. bekamen wir die erfreuliche Nachricht, dass uns die Feuerwehren Trochtelfingen, mit ihren Abteilungen Mägerkingen, Steinhilben und Pfrondorf zu Hilfe kommen. Die Feuerwehren aus Wangen und Forst kamen auch zu Hilfe. Nun stand das Problem der Unterbringung der Kameraden. Die Kameradinnen und Kameraden aus Dorf Wehlen räumten sofort ihren Schulungsraum aus und stellten die Übernachtungsmöglichkeit her. Sie organisierten auch für die Kameraden Frühstück und Abendbrot. Die Feuerwehr Wangen wurde von den Organisatoren von Pötzscha betreut und untergebracht.
In der Nacht vom 16.08. zum 17.08. war dann der Höchststand der Elbe in Stadt Wehlen erreicht (Pegel Schöna: 12,04 m).
Am 17.08.2002, 6:oo Uhr begann dann der Fall des Elbepegels. An diesem Tag trafen gegen Mittag die Feuerwehren Trochtelfingen, Forst und Wangen mit ihrer Technik ein. Auf der Pötzschaer Seite wurden unsere Feuerwehrkameraden neben der Feuerwehr Wangen auch von den Feuerwehren Dorf Wehlen und Naundorf unterstützt. Die FFw Dorf Wehlen war auch in Stadt Wehlen im Einsatz. Große Unterstützung und gute Zusammenarbeit erhielten wir vom Kreisbrandmeister aus Kamenz, Kam. Schniebel. Er schickte uns in Absprache jeden Tag 2-3 Feuerwehren zur Unterstützung. Auch von der Feuerwehr Lohmen wurden wir unterstützt, denn sie brachte unsere „abgesoffene“ und verdreckte Technik wieder in Ordnung. Nachdem das Wasser immer weiter zurückgegangen war, kam das große Elend zum Vorschein. Nun musste auf beiden Seiten der Elbe der Müll schnellstens abtransportiert werden. Da die Abfahrt bis zur Müllkippe Cotta zu lange gedauert hätte, entschlossen wir uns ein Zwischenlager in Dorf Wehlen und Naundorf einzurichten. Beim Dorf Wehlner Zwischenlager stellte die Firma Karl Köhler einen Bagger zur Verfügung. Der Müll wurde in großen Containern abgefahren. Aber auch Hunderte von Menschen aus allen Teilen Deutschlands kamen zu Hilfe und die ersten Hilfsgüter trafen auch ein. Das musste auch von den beiden Leitstellen einigermaßen koordiniert werden. Aber es gab auch Schwierigkeiten. Als das Wasser zurückwich, standen die Häuser offen. Wir baten Polizei und BGS darum, nachts Streife zu fahren, das gelang uns nur zu 20 %. Außerdem mussten wir tagelang telefonieren bis wir den Impfstoff für Tetanus und Hepatitis bekamen.
Das Unglaublichste war, dass man in dieser Situation unsern ehrenamtlichen Bürgermeister zu seiner Arbeitsstelle abzog. Wir konnten alle nicht verstehen, dass es dem Landrat nicht gelungen war, den Bürgermeister freistellen zu lassen.
Am 24.08.2002 verabschiedeten wir die Feuerwehren von Trochtelfingen, Forst und Wangen, die eine Woche enorme Arbeit geleistet hatten.
Am 23.08.2002 gegen 23:oo Uhr trafen 12 Feuerwehrfahrzeuge vom Wartburgkreis ein, um uns zu helfen. Das war organisiert durch unseren ehemaligen Kameraden Ulli Vogt, der dort im Katastrophenamt tätig ist. Sie übernahmen am Sonnabend und Sonntag (24.08. u. 25.08.) die gesamte Verpflegung aller Kameraden und Bürger im Hof der Grundschule. Ebenfalls auf der Pötzschaer Seite kam der Feuerwehrverein Roßlar mit Verpflegungswagen an.
Der größte Teil unserer Kameraden war vom 13.08 - 31.08.2002 im Einsatz. Die ersten zwei Wochen 16 – 18 Stunden.